Liebe Kletter- und Boulderhallenbetreiber
Die Berichterstattung über die Belastung der Luft in Boulderhallen durch den Gummiabrieb von Kletterschuhen reist derzeit nicht ab. Nachdem ForscherInnen aus Wien und Lausanne giftige Chemikalien in den Sohlen festgestellt haben, konnten nun auch Partikel davon in der Luft nachgewiesen werden. Als nächster Schritt soll herausgefunden werden, ob diese Partikel auch im Urin oder im Blut vorkommen und damit Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben könnten.
In erster Linie sind durch diese Ergebnisse wohl die Hersteller der Sohlen für Kletterschuhe gefordert, die „Weichmacher“ und andere giftige Stoffe im Gummi zu reduzieren.
Wir als Kletter- und Boulderhallenbetreiber sollten uns weiterhin darum kümmern, für möglichst gute Luft in unseren Anlagen zu sorgen. Dies kann durch folgende Maßnahmen erzeugt werden:
- Installation einer Belüftungsanlage, die für eine mehrfache Luftumwälzung pro m3 in der Stunde sorgt und vorgeheizte Luft in die Anlagen bringt
- Für natürliche Stoßlüftung über Seitenfenster oder Tore sorgen. Diese Methode bringt nachweißlich schneller und mehr frische Luft in unsere Anlagen. Nachteil: Bei tiefen Außentemperaturen kann es in der Kletterhalle kurzzeitig sehr kalt werden. Vorsicht: Dachfenster bzw. Dachkuppeln haben sich hierfür als wenig geeignet herausgestellt, weil sich diese bei Regen oder starkem Wind automatisch schließen.
- Für die Zufuhr von Frischluft haben sich auch Abluftventilatoren am oder knapp unterhalb vom Dach bewährt. Durch die Erzeugung von Unterdruck wird frische Luft über weit entfernten Fenstern quer durch die Boulderanlage angesaugt. Im Sog dieses Luftstroms wird auch staubige Luft mit nach außen transportiert. Auch hier gilt zu bedenken, dass es bei tiefen Außentemperaturen sehr kalt in der Boulderhalle werden kann.
- Die zusätzliche Installation eines CO2 Wächters (wie vielerorts in Büroräumen) kann viel Auskunft über die Luftqualität in Räumen geben. Werte unterhalb von 1000ppm gelten als unbedenklich. Abluftventilatoren können mit derartigen CO2 Wächter kombiniert und in der Folge automatisch ein und ausgeschaltet werden.
- Gut bewährt haben sich auch elektrostatische Belüftungsventilatoren, die noch feineren Staub herausfiltern, mit Wasser leicht zu reinigen sind und zusätzlich an Decken oder oberhalb der Kletterwände installiert werden können.
- Regelmäßiges Absaugen der Gummireste von Griffen und Tritten speziell auf flachen Kletterwänden macht nicht nur einen sauberen Eindruck, sondern verbessert auch die Luft. So mancher Hallenbetreiber verzichtet inzwischen zur Gänze auf die Installation flach geneigter Kletterwände, wo der Dreck leider sehr schnell liegen bleibt.
- Eine Alternative, über die zukünftig laut nachgedacht werden kann ist jene, die Boulderwände nicht mehr mit Quarzsand zu beschichten und damit für weniger Gummiabrieb zu sorgen.
- Kinderbereiche, sowie Bar und Empfang sollten jedenfalls abgetrennt vom üblichen Boulderbetrieb eingeplant werden. Damit werden sowohl Kinder als auch Mitarbeiter vor Staubbelastung geschützt.
- Interessant wäre auch zu erforschen, ob generell bei den Bouldermatten die Teppiche oder die Planen für mehr Gummi in der Luft sorgen. Mitarbeiter sollten jedenfalls bei der Demontage von Klettergriffen Schutzmasken tragen.
Wir werden mit der Erkenntnis dieser Wissenschaftler jedenfalls umgehen lernen müssen, wenngleich es zu den gesundheitlichen Auswirkungen dieser toxischen Partikel in der Luft noch keine genaueren Untersuchungen gibt. Aus Gesprächen mit einer zuständigen Person, die diese Partikel Analysen vornimmt, geht jedenfalls hervor, dass derzeit in immer mehr Bereichen unseres alltäglichen Lebens nach Partikeln in der Luft geforscht wird und immer mehr Belastungen feststellbar sind (Plastik, Mikroplastik, Feinstaub im Straßenverkehr, Partikel in der Nahrungskette, Jeans Chemikalien auf der Haut, …). Wir sind also nicht als einzige von derartigen Erkenntnissen betroffen.
Wir vom Kletterhallenverband dürfen jedenfalls gespannt sein, was weitere Untersuchungen bringen, und wünsche euch zwischenzeitlich viel Erfolg mit dem Betrieb eurer Anlagen.
Reinhold Scherer
Obmann VKAÖ