Sind Selbstsicherungsautomaten die besseren Sicherer? Eine Analyse von Philip Strasser
Ist die Maschine der bessere Sicherungspartner?
Zum Seilklettern braucht es einen Partner, der die Sicherung des Kletterers übernimmt. Noch bis vor wenigen Jahren war klar, dass dieser Partner ein vertrauenswürdiger Mensch mit entsprechenden Voraussetzungen und Fertigkeiten sein muss. Doch dieses Prinzip hat sich verändert: Auch bei künstlichen Kletterwänden wird der Sicherer immer häufiger von einer Maschine ersetzt.
Ein guter menschlicher Sicherer hat einige Vorteile, die Sicherungsautomaten nicht leisten können: Die Maschine kann dem Kletterer keine Tipps geben und wird ihn weder motivieren weiterzuklettern, noch es gut sein zu lassen. Sie klopft ihm nicht aufmunternd auf die Schulter, wenn er endlich seine Angstroute bewältigt hat. Sie zieht das Seil nicht ein und hält fester, wenn jemand sich unsicher fühlt – genauso wenig gibt sie mehr Seil, wenn gerade möglichst
viel Spielraum benötigt wird. Sie ist eine Maschine und macht stur immer das gleiche. Genau hier liegen jedoch auch die Vorteile der Maschine: sie macht
stur, zuverlässig, vorhersehbar immer das Gleiche, sie lässt sich nicht ablenken, kümmert sich nur um den einen Kletternden, plaudert nicht mit Freunden oder sieht anderen zu. Der Sicherungsautomat steht als Kletterpartner in der Halle oder an der Wand immer zur Verfügung, er hat keine andere Arbeit oder ist gerade im Urlaub – außer er wird gerade gewartet oder von jemand anderem genutzt. Der Sicherungsautomat als Partner, wenn kein menschlicher
Partner zur Verfügung steht. Vor den Zeiten der Automaten musste sich ein Kletterer darum kümmern, dass ein Zweiter zur Verfügung steht. Entweder er kommt gemeinsam mit seinem Partner zur Kletterwand oder vereinbart dort ein Treffen. Eine andere Möglichkeit ist es, auf gut Glück hinzugehen
und zu hoffen, vor Ort jemanden zu treffen, mit dem er eine Seilschaft bilden kann. Mit dem Sicherungsautomaten muss sich der
Kletterer nicht mehr auf dieses Glück verlassen. Der Automat ist immer bereit, ihn zu sichern, wenn kein Mensch zur Verfügung steht.
In klassischen, sportlichen Kletterhallen ist der Sicherungsautomat in diesem Sinne häufig der Lückenbüßer. Sport, Verantwortung und Spaß versus Spaß und Spiel Im Schlepptau dieser Lückenbüßer hat sich eine völlig neue Art des Kletterns entwickelt, welche weder Sport noch Seilschaft, sondern
ausschließlich den Spaß in den Mittelpunkt stellt. Kinder und Jugendliche klettern dabei – an Automaten gesichert – Spaßwände
und andere bunte Konstruktionen hinauf. Bewegliche Teile, Rutschen, Stämme, Kuben und andere Hindernisse in großer Materialvielfalt sind hier integriert. Die Schulklassen oder Kindergeburtstagsgruppen, die dazu in die Hallen strömen, bringen keine eigenen Sicherer mit. Diese werden vom Betreiber zur Verfügung gestellt….
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